Geschichte und Kultur von Französisch Polynesien

Geschichte und Tradition

Vor etwa drei- bis viertausend Jahren führte eine Völkerwanderung von Süd-Ost-Asien aus zur Besiedelung des Pazifiks. Zwischen 500 vor und 500 nach Christus stachen erste Seefahrer auf Auslegerkanus in See, auf den Weg gen Osten. Und so besiedelten sie die Inselgruppen des Zentralpazifiks (Cook-Inseln, Tahiti, ...). Diese großen Expeditionen begründeten das so genannte "Polynesische Dreieck" mit Hawaii im Norden, den Osterinseln im Osten, Tahiti und ihren Inseln im Westen und Neuseeland im Südwesten. Die verschiedenen Sprachen dieser Inseln stammen alle von der maorischen Sprache ab und beweisen so den gemeinsamen Ursprung ihrer Bewohner.

Als im Jahr 1768 Louis-Antoine de Bougainville seinerseits Tahiti entdeckte, blieb er nur zehn Tage auf dieser Insel, die er „Nouvelle-Cythère“ taufte. Er sah diesen Namen als Hommage an die Bewohner, die ihm einen herzlichen Empfang bereitet hatten. Die Aufzeichnungen, die er nach diesem Besuch anfertigte, trugen zum Mythos des polynesischen Paradieses bei.

Die Gastfreundschaft der Polynesier ist in der Tat legendär. Die Blumenkränze, die jeder Besucher am Flughafen empfängt, sind dafür nur eines unter vielen Beispielen.

Musik und Tanz

Seit einigen Jahren leben auch jene alten Sitten und Gebräuche wieder auf, die seit ewigen Zeiten zur polynesischen Identität gehörten. Dazu gehören Musik und Tanz Polynesiens, die im Übrigen eine starke kommunikative Funktion haben. Über Jahrhunderte von Generation zu Generation auf entlegenen Atollen und in unzugänglichen Tälern weitergereicht, erlebt diese Tradition nun ihre Renaissance. Es gibt vier verschiedene Tänze (auf den Gesellschaftsinseln):

  • Otea: ursprünglich ein Militärtanz nur für Männer. Ist zur bekanntesten der tahitianischen Tänze geworden. Zu einem bestimmten Thema und mit Schlagzeug und rhythmischen Motiven, genannt pehe, untermalt.
  • Aparima: hier erzählen die Hände des Tänzers eine Geschichte. Kann stumm sein oder aus Pantomimen bestehen, die in der Regel auf Knien ausgeführt und von Schlagzeug oder Gesang begleitet werden.
  • Hivinau: Tänzerinnen und Tänzer in einem Kreis, ein männlicher Solist stimmt einen Satz an, der vom Chor aufgenommen wird. Orchester mit Trommeln. Tempo wird von den Liedern der Tänzer bestimmt.
  • Pa'o'a: Tänzerinnen und Tänzer in der Hocke in einem Halbkreis, ein männlicher Solist stimmt ein Thema an, auf das der Chor antwortet. Ein Paar steht für einen kurzen Tanz im Halbkreis auf.

Die anderen Inselgruppen wurden stark vom tahitianischen Tanz beeinflusst, haben aber eigene Tänze, wie den Vogeltanz der Marquesas, den kapa der Tuamotu-Inseln oder den pe'i der Gambier-Inseln bewahrt.

Kraftvoller aber charmanter Ausdruck, symbolische Gesten und wundervolle Ausstaffierung (Kostüme, Blumenkränze) prägen diese künstlerischen Darbietungen. Man begegnet ihnen vor allem bei Festen und Zeremonien, unter denen die Heiva i Tahiti im Juli den alljährlichen Höhepunkt darstellt. Dabei kommen auch die traditionellen „Sportarten“ und Fertigkeiten zu Ehren: Stein-Stemmen, Palmen-Klettern, Speerwerfen, Rennen der Obstträger, Zubereitung der Kopra, Öffnen von Kokosnüssen und natürlich die spektakulären Pirogen-Rennen in der Lagune. Stets nutzen die polynesischen Künstler das Fest, ihre schönsten Arbeiten im Rahmen einer Ausstellung zu präsentieren.

Handwerkskunst

Die traditionelle Kunst verwendet verschiedenste Ausdrucksformen, wie etwa die Tapas (reich dekorierte Stoffe) von den Marquisen-Inseln, gravierter Perlmutt vom Tuamotu-Archipel, polierte Kokosnüsse, Tifaifai (Patchwork in kräftigen Farben mit Blumenmotiven) und Pāreu aus Baumwolle mit Hibiskus-Darstellungen sowie geflochtenen Körben und Hüte der Austral-Inseln.

Polynesische Tätowierungen

Der etwas abgewandelte Name – Tätowierung – für diese sehr populäre Art des Körperschmucks stammt aus der Sprache Polynesiens. Für die Pazifik-Völker bedeutet diese Kunst weit mehr als eine bloßes ästhetisches Verlangen. Tätowierungen besaßen ihren eigenen Code und drückten den sozialen Status einer Person aus. Sie kündeten von bestandenen Initiations-Prüfungen, von erbrachten Leistungen oder von der Rolle im Rahmen des Stammes. Die heutigen Tätowierungen dienen eher dem Ausdruck der Persönlichkeit und künden stolz von der Zugehörigkeit zu einem Clan oder einer Insel (etwa die Marquisen-Inseln oder Bora Bora). Zahlreiche Touristen bringen von ihrem dortigen Aufenthalt eine bleibende Erinnerung heim, ein Tattoo, das sie in einem der mit modernen Apparaten ausgestatteten Studios erhalten haben.

Das Va'a als traditionelles Fortbewegungsmittel

Das Va'a ist ein polynesisches Auslegerkanu. Ein Ausleger ist mit zwei Querstreben am Rumpf des Kanus befestigt und sorgt für Stabilität auf dem Wasser. Diee ersten gebauten Auslegerkanus dienten dem Erkunden neuer Horizonte und dem Reisen zu benachbarten Inseln. Heute ist es ein traditionelles Transportmittel.

Am Französischen Nationalfeiertag können Sie Va'a bei Bootsparaden und organisierten Rennen bestaunen. Es gibt auch zwei internationale Auslegerrennen:

  • Das Hawaiki Nui Va'a: Kurs rund um Huahine, Rai'atea, Taha'a und Bora-Bora
  • Dreitägiges Tahiti Nui Va'a: Rennen um Tahiti herum, alle 2 Jahre.

Museen in Französisch Polynesien

Kunstliebhaber werden die zahlreichen Museen auf Tahiti zu schätzen wissen. Vorchristliche Legenden und Kulte, wie die der Götter Oro oder Hiro, fanden ihren Raum in den Marae, sakralen Orten, die auch den Krönungszeremonien der Stammeskönige dienten. Von diesen sind noch zahlreiche Reste erhalten.

  • Musée de Tahiti et des Îles - Te Fare Manaha: 15km westlich von Papette, an der Pointe de Pêcheurs, direkt am Meer gelegen. Das Museum zeigt Sammlungen zur natürlichen Umgebung und Ansiedlung, zur Sachkultur, zum sozialen und religiösen Leben und zur Geschichte
  • Perlen-Museum (Le Musée de la Perle): Mitten in Papeete liegt das "Museum of the Robert Wan Pearl", das einzige Perlenmuseum von Tahiti. Hier erhalten Sie Informationen zur Geschichte und Legende der Perlen, zur Entstehung und Einfluss auf Gesellschaft und Ökonomie. Der Höhepunkt ist sicherlich die größte existierende, runde Tahiti-Perle. Sie ist 26mm groß, silbergrau und wiegt 8,7 Gramm.
  • Gauguin-Museum: Das Museum zeigt das Leben des Malers und Repliken einiger seiner Werke.
  • Haus von James Norman Hall: zeigt das tägliche Leben des Abenteurers, Poeten und Schriftstellers. Man sieht seinen Schreibtisch, seine über 3000 Bücher fassende Bibliothek, Mobiliar, alte Fotos, u.v.m.
  • Marine-Museum auf Bora-Bora
  • Musée du Pétroglyphe in Hokatu (Marquisen)
  • Archäologie-Museum in Vaipae (Marquisen)
  • Geologie-Museum in Hokatu (Marquisen)
  • Musée de la Mer in Hane (Marquisen)

Veranstaltungen in Französisch Polynesien

  • Anfang Februar: Festival der Blumen und des Kunsthandwerks Tahiti
  • Ende Februar: Gitarrenfestival im Le Méridien Tahiti
  • Ende März/Anfang April: Offizielles Tätowierungsfestival in französisch Polynesien
  • April: Surf-Wettbewerbe in Rangiroa und Taharuu-Papara
  • Mitte April: Ukulele Festival
  • Anfang Mai: Internationales Graffiti- und Straßenkunstfestival Tahiti
  • Mai: Tahiti Pearl Regatta - Raiatea, Tahaa, Bora Bora
  • Juni: Heiva der Tanzschulen von Tahiti
  • Juli: Heiva I Tahiti (Einwohner feiern 2 Wochen lang mit Tanz, Musik und Liedern, gilt als das größte Kulturfestival Französisch-Polynesiens)
  • Juli/August, November: Auslegerkanu-Rennen
  • September: Welt-Tourismus-Tag
  • Dezember: Tiaré-Tage Tahiti

Unsere Empfehlung

Leben auf polynesische Art: Mehr als 250 Familienhotels, Pensionen, Gästezimmer oder Faré (Bambushäuser) bieten die Gelegenheit, das Leben der Polynesier aus nächster Nähe kennenzulernen. Man begleitet die Gastgeber zum Fischen, kocht mit der „Mama“, erlernt das Flechten… und singt anschließend das hohe Lied vom Lebensrhythmus dieses Inselparadieses!