Interview mit Benjamin Cors - Tipps für Ihre Normandie-Reise

Benjamin Cors ist Fernsehjournalist und hat schon für die ARD, den Weltspiegel und den SWR gearbeitet. Als Deutsch-Franzose kennt er die Normandie von Kindheit an. Hier seine Tipps für einen gelungenen Aufenthalt.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort in der Normandie?

Jedes Mal ein anderer, weil ich immer wieder etwas Neues entdecke. Die Felsen von Étretat sind atemberaubend, die Landungsstrände von Omaha Beach geschichtsträchtig, die Gärten von Giverny ein kleiner, magischer Ort. Immer wieder gerne bin ich aber am Hafen von Trouville, dort gibt es eine kleine Fischhalle, direkt nebenan laufen die Fangboote ein, es riecht nach Meer und frischem Fisch und die Möwen kreischen in der Luft. Manchmal braucht es nicht viel mehr.

Was sollten Besucher, die zum ersten Mal in der Normandie sind, auf jeden Fall machen?

Sie sollten über die große Brücke über die Seine fahren, den Pont de Normandie, von wo aus man gefühlt den ganzen Ärmelkanal überblickt. Sie sollten sich ein kleines Hotel suchen, vielleicht in Deauville und dann sollten sie sich an den Strand setzen, mit einer Flasche Wein. Und das gilt übrigens auch für den Fall, dass es mal wieder regnet! Sie sollten aber auch ins Hinterland fahren, der Heimat des Camembert und des Cidre.

Ihr regionales Lieblingsessen?

Moules et frites natürlich, in der einfachsten Form. Die gibt es überall, am besten in der Nähe eines Hafens.

Ihr Lieblingsspaziergang in der Region?

In Villers-sur-Mer kann man bei Ebbe am Strand entlang zu den Vaches Noires laufen, einer Felsformation vor Houlgate. Wer ein kleines Netz mitnimmt, der kann im Wasser nebenbei noch Krabben fangen. Allerdings sollte man den Rückweg nicht zu spät einschlagen, sonst ist die Flut da…

Die Region in 5 Sinnen:

Ein Geruch: der Duft von Muscheln
Ein Geräusch: Regen auf den Planches von Deauville
Ein Geschmack: Krabben mit Salzbutter auf Baguette
Eine Aussicht: Notre-Dame-de-la-Garde in Etretat
Ein Gefühl: die Ruhe an den Stränden, wenn die Sonne untergeht

Was sind Ihre zukünftigen Projekte? Spielen sie auch in der Normandie?

Ich bin kein klassischer Regionalkrimi-Autor, aber für die Nicolas Guerlain-Reihe wird die Normandie immer ein fester Bezugspunkt bleiben. Derzeit recherchiere ich für den fünften Band und werde dafür auf die Iles de Chausey reisen. Eine abgeschnittene Inselwelt vor Granville, mit angeblich 356 Inseln bei Ebbe und nur 22 bei Flut. Ein toller Ort für eine Krimihandlung!

Warum die Normandie? Was verbindet Sie mit ihr?

Meine Großeltern, die bei Paris lebten, hatten ein Ferienhaus in der Nähe von Deauville, ich habe dort viele Sommer verbracht, mit Cousins und Cousinen und vielen anderen Verwandten. Auf der Suche nach einer Heimat für diese Reihe habe ich mich daran erinnert und bin nach langer Zeit mal wieder hingefahren. Das Meer, die Felsen, das Hinterland – all das hat mich sofort wieder angesprochen.

Gibt es für Ihre Figuren reale Vorbilder?

Nein, die entstammen alle meiner Fantasie, mein echtes Leben spielt in meinen Büchern so gut wie keine Rolle. Die Idee für die Handlung des ersten Bandes ist an das Lied „Deauville sans Trintignant“ von Vincent Delerm angelehnt. Überhaupt findet sich seine Musik in der gesamten Reihe wieder.

Was sollte man in der Normandie unternehmen, um sich wie ein Einheimischer zu fühlen?

Einheimisch kann man sich nur dort fühlen, wo man lebt. Alles andere ist ein gekünsteltes Nicht-Tourist-sein-wollen-Gefühl. Was auch immer man ist oder sein will, die Normandie macht es einem leicht. Einfach durch den Hafen schlendern, den Strand entlang, den Möwen zuschauen – der Rest ergibt sich von alleine.

Ein Ort bei schlechtem Wetter?

Das 360-Grad Kino auf den Hügeln oberhalb von Arromanches. Die Landung der Alliierten lässt sich hier hautnah miterleben, ein faszinierender, aber gleichzeitig auch sehr nachdenklicher Ort.

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