Interview mit Christoph Berg - Tipps für Ihren Wanderurlaub auf Korsika

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Auf Wandertour auf dem Küstenberg Capo d'Orto auf Korsika.
© © Christoph Berg - Auf Wandertour auf dem Küstenberg Capo d'Orto auf Korsika.

Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 18 März 2022

Korsika ist und bleibt das ideale Reiseziel für Outdoorfans. Aber mit welcher Wanderung sollte man beginnen? Was sind die absoluten Highlights der Insel? Korsika-Spezialist Christoph Berg (Michael Müller Verlag) stellt in seinem Wanderführer Strandspaziergänge, Küstenwanderungen und anspruchsvolle Gipfelbesteigungen vor. Wir haben ihm einige Fragen gestellt.

Welche der 35 Touren, die Sie in Ihrem Wanderführer vorstellen, ist Ihr Favorit und warum?

Da gibt es mehrere Favoriten für mich. Vom Küstenberg Capo d’Orto zum Beispiel blickt man aus 1.300 Metern Höhe auf den tiefblauen Golf und den Strand von Porto. Am Nino-See kann man Wildpferde entdecken, und mit ein bisschen Glück befindet man sich bei schönstem Wetter auf dem 2.350 Meter hohen Monte Renoso und blickt von oben auf die Wolken, die sich oft nachmittags um die höchsten Gipfel schmiegen, so wie auf dem abgebildeten Gipfelfoto im Wanderführer.

Was sollten Besucher, die zum ersten Mal auf Korsika wandern gehen, beachten?

Auch bei vermeintlich guter Kondition bedarf es in einer anderen Klimazone immer einer gewissen körperlichen Akklimatisation. Man sollte seinem Körper daher zu Beginn des Urlaubs ein paar Tage Zeit geben und danach mit leichten Wanderungen starten. Bei Hochgebirgstouren sollten Wanderer dringend auf gute Ausrüstung und die Wettervorhersage achten. Immer ein Mobiltelefon mit in die Berge nehmen und vorher die wichtigsten Notruf-Nummern einspeichern.

Über den Wolken am Monte Renoso
© Christoph Berg - Über den Wolken am Monte Renoso

Was sollte man auf Korsika machen/erleben/sehen, um sich wie ein Einheimischer zu fühlen?

Aus eigener, wunderbarer Erfahrung empfehle ich, sich in einem korsischen Dorf die dunkelste, abweisendste und nur von unheimlichen Korsen besuchte Kneipe zu besuchen, sich mitten rein zu setzen, einen Cappuccino oder einen Pastis zu bestellen und einfach nur zu schauen, was passiert. Ich wette, dass spätestens nach einer Stunde der eine oder andere Korse Kontakt aufnimmt. Für alles, was danach passiert, sollte man sich ein Zeitfenster frei halten. Spätestens dann hat der legendäre Korsika-Virus zugeschlagen.

Was war die ungewöhnlichste Begegnung, die Sie bei einer Wandertour auf Korsika erlebt haben?

Als ich nach steilem Aufstieg die Hochebene von Chufidu erreichte, stand da ein einsamer Baum vor dem im Hintergrund imposant aufragenden Bergrücken des Monte Renoso. Das perfekte Motiv für meinen Wanderführer, dachte ich mir und machte mich mit meiner Kamera ans Werk. Ich erschrak, als mich plötzlich ein alter Schäfer ansprach, der direkt am Stamm des Baumes saß und den ich in meinem Fotoeifer gar nicht bemerkt hatte. Er war sehr freundlich, und wir kamen ins Gespräch. Dabei stellte sich heraus, dass er immer seine Schafe auf diese Weide geführt hat und nun jeden Tag den steilen, mehrstündigen Aufstieg auf sich nimmt, um an diesem Baum den Blick auf die Berge zu genießen. So würde er oft den ganzen Tag hier verbringen und erst abends wieder absteigen. Auf meine Frage nach seinem Alter antwortete er: 92! Ich denke oft an diesen zähen Burschen. Ob er wohl immer noch da sitzt?

Der alte Mann und der Berg.
© Christoph Berg - Der alte Mann und der Berg.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort auf Korsika?

Wenn Sie Ort im Sinne einer menschlichen Ansiedlung definieren, ist es Corte, die ehemalige Hauptstadt im Zentrum Korsikas. Er ist ein wunderbarer Ausgangspunkt für fantastische Wanderungen und lebt tagsüber und abends vom quirligen studentischen Treiben. Nachts liebe ich es, durch die menschenleeren Gassen der Altstadt zu schlendern, die bei schummriger Straßenbeleuchtung ihren morbiden Charme entfalten.

Korsika in 5 Sinnen:

Viele Wanderungen führen an Hochwiesen, bevorzugt an Bachläufen entlang. Wer sich die Zeit für eine Pause nimmt und sich ins Gras auf weiche Moosteppiche legt, kann einen intensiven Mix aus Kamille, Rosmarin, Thymian und anderen Wildkräutern riechen, blickt dabei vielleicht noch auf umliegende, schneebedeckte 2.000er-Gipfel, hört das Plätschern der Bäche und das Krächzen der im blauen Himmel kreisenden Bergdohlen. Sobald man dann noch Proviant in Form von Weißbrot, würzigem Coppa und frischem Brocciu auspackt, hat man alles richtig gemacht und alle fünf Sinne beisammen.

Weitere Infos

Zum Wanderführer Korsika

Christoph Berg - Reisebuchautor und Korsika-Tourguide © Christoph Berg ©Christoph-Berg

Von France.fr

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