Leonardo da Vincis Erfindungen im Château du Clos Lucé: Auf den Spuren eines Visionärs im Loiretal

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Diese Schleuder ist eine der Erfindungen, die bis zum 31. Dezember bei Clos Lucé zu sehen sind.
© Dassault Systèmes - Diese Schleuder ist eine der Erfindungen, die bis zum 31. Dezember bei Clos Lucé zu sehen sind.

Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 9 Oktober 2018, aktualisiert am 18 April 2025

Im Herzen des Loiretals bewahrt das Château du Clos Lucé die geniale Welt von Leonardo da Vinci: Begeben Sie sich auf eine Reise in die Renaissance und erleben Sie die beeindruckenden Erfindungen eines der größten Visionäre der Menschheitsgeschichte.

Die heutigen Besucher erwartet im Clos Lucé eine beeindruckende Präsentation von Vincis faszinierenden Maschinen und Modellen – von der Luftschraube über den Panzer bis hin zu frühen Fluggeräten. Besonders spannend: Einige der Entwürfe wurden im Rahmen einer früheren Partnerschaft mit Dassault Systèmes digital rekonstruiert und in 3D zum Leben erweckt. Dieses Projekt, das unter dem Titel "Leonardo da Vinci: The Projects" bekannt wurde, ermöglichte eine einzigartige virtuelle Annäherung an das Werk des Meisters.

Hinweis: Die Zusammenarbeit mit Dassault Systèmes war ein temporäres Projekt. Heute sind die realen, liebevoll nachgebauten Modelle von Leonardos Skizzen im Clos Lucé ausgestellt und bieten weiterhin eine eindrucksvolle Reise in die Gedankenwelt des Universalgenies.

Universalgenie Leonardo da Vinci - was hat er erfunden?

Da Vincis Traum vom Fliegen: Die Luftschraube als Vorläufer des Hubschraubers

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Eines der faszinierendsten Objekte im Clos Lucé ist zweifellos die Skizze der Luftschraube. Leonardo beobachtete den Flug der Vögel und versuchte, die Prinzipien des Auftriebs in eine technische Konstruktion zu übertragen. Seine Idee: Ein spiralförmiges Leinentuch, verstärkt durch einen Draht, das durch Drehung um eine zentrale Achse Auftrieb erzeugen sollte – ähnlich der Funktionsweise moderner Hubschrauber.

Obwohl diese Maschine zu Leonardos Zeiten nicht flugfähig war, beweist die Luftschraube sein erstaunliches Verständnis für physikalische Zusammenhänge – und zeigt, wie visionär der italienische Maler, Erfinder und Wissenschaftler dachte.

Segelflugträume: Leonardos Studien zu Fluggeräten

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Auch das Modell eines Segelgleiters im Clos Lucé beeindruckt durch seine Detailliertheit. Inspiriert von den Bewegungen der Vögel und Fledermäuse entwarf Leonardo Fluggeräte, die mit Flügeln und komplexen Steuermechanismen ausgestattet waren.

Die sogenannten Ornithopter – Maschinen, die wie Vögel durch Flügelschlag fliegen sollten – bleiben bis heute Symbole für seinen unerfüllten Traum vom Fliegen. Besonders faszinierend sind seine Notizbücher, in denen er akribisch die Anatomie der Flügel studierte und das Wasser in den Zwischenwänden von Vogelflügeln analysierte, um ihre Tragfähigkeit besser zu verstehen.

Der gepanzerte Krieger: Leonardos berühmter, aber fehlerhafter Panzer

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Eines der bekanntesten Modelle aus Leonardos Werkstatt ist der sogenannte Panzer. Die Konstruktion wirkt auf den ersten Blick revolutionär: ein schildkrötenförmiger Schutzmantel aus Holz, mit schräg gestellten Platten verstärkt, sollte den Kämpfern im Inneren Schutz bieten. Rund dreißig kleine Kanonen waren entlang der Außenhülle positioniert, um in alle Richtungen feuern zu können. Der Entwurf zeigt Leonardos bemerkenswertes Verständnis für Mechanik und Kriegsführung.

Allerdings war der Panzer, so wie Leonardo ihn skizzierte, nicht funktionsfähig: Das interne Getriebe war falsch konzipiert, sodass sich die Maschine nicht fortbewegen konnte. Historiker vermuten, dass dieser Fehler entweder auf fehlende praktische Erfahrung im Bau komplexer Fahrzeuge zurückzuführen ist – oder dass Leonardo ihn absichtlich einbaute, um zu verhindern, dass seine Ideen für zerstörerische Zwecke missbraucht werden. Eine faszinierende Anekdote, die zeigt, dass selbst ein Genie wie Leonardo da Vinci nicht nur technisches Wissen, sondern auch ethische Überlegungen in seine Arbeit einfließen ließ.

Katapulte und Kriegsmaschinen: Leonardo als militärischer Ingenieur

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Als Leonardo da Vinci am Hofe von Ludovico Sforza, dem Herzog von Mailand, tätig war, erhielt er zahlreiche Aufträge, neue Waffentechnologien zu entwickeln. Unter anderem entwarf er ein besonders kraftvolles Katapult, dessen Mechanismus auf innovativen Spanntechniken beruhte.

Diese Modelle von Apparaten zeigen nicht nur Leonardos technisches Können, sondern auch seinen Wunsch, durch Technik eine bessere Kriegsführung – oder gar deren Verhinderung – zu ermöglichen. Seine Entwürfe zeugen oft von einem tiefen moralischen Konflikt, da er sich eigentlich dem Ideal des Friedens verschrieben hatte.

Fortschritt auf Rädern: Der Hodometer als Vorläufer des Kilometerzählers

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Nicht weniger beeindruckend ist Leonardos Erfindung eines Hodometers, einer Art Vorläufer des heutigen Kilometerzählers. Das Gerät war so konzipiert, dass bei jeder Umdrehung der Räder ein kleiner Stein – Wasser wäre hier zu instabil gewesen – in ein Gefäß fiel. Am Ende der Reise konnte man anhand der Anzahl der Steine die zurückgelegte Distanz berechnen.

In einer Welt ohne GPS und moderne Vermessungstechniken war diese Innovation ein Meilenstein in der Frühen Neuzeit und zeigt erneut Leonardos beeindruckendes Gespür für praktische Problemlösungen.

Klangvolle Innovation: Die mechanische Trommel

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Neben seinen technischen und militärischen Entwicklungen widmete sich Leonardo auch der Musik. Seine mechanische Trommel stellt eine faszinierende Verbindung zwischen Technik und Kunst dar. Ursprünglich wahrscheinlich für Festumzüge oder militärische Paraden entworfen, kombiniert sie Mechanik mit musikalischem Rhythmus.

Leonardos Interesse an Klang und Bewegung lässt sich auch in anderen Projekten erkennen, etwa in der berühmten Viola Organista, einem von Vincis Erfindungen, bei der ein Tasteninstrument mit einer rotierenden Reibungstechnik verbunden wurde.

Wasser als Inspiration: Leonardos Studien zur Kanalisierung

Wasser spielte für Leonardo eine zentrale Rolle – sowohl als Lebensquelle als auch als technisches Element. Besonders in seinen Notizbüchern finden sich zahlreiche Modelle für die Kanalisierung, Pumpensysteme und Wasserkraftwerke.

Ob Wasser in das Rohr geleitet wird oder Wasser von einem Gefäß in ein anderes fließt – Leonardo suchte ständig nach Möglichkeiten, Wasser effizient und nachhaltig zu nutzen. Diese Studien zeigen sein ganzheitliches Verständnis für Natur und Technik.

Anatomische Zeichnungen und der vitruvianische Mensch

Neben Maschinen faszinierte Leonardo auch der menschliche Körper. Seine anatomischen Zeichnungen zählen zu den präzisesten der Renaissance und sind eng verbunden mit seinem berühmtesten Werk dieser Art: dem Vitruvianischen Menschen.

Diese Skizzen offenbaren ein fundiertes Verständnis von Anatomie, Symmetrie und Proportionen – Werte, die ihn auch in der Architektur und Mechanik leiteten.

Der Traum vom Fallschirm und der erste Flugversuch

Leonardos Entwurf eines Fallschirms unterscheidet sich deutlich von modernen Versionen: eine pyramidenförmige Konstruktion aus Leinen und Holz sollte sanfte Landungen ermöglichen.

Jahrhunderte später bewies der Brite Adrian Nicholas, dass Leonardos Idee funktioniert: Er rekonstruierte den Fallschirm Leonardos und sprang erfolgreich aus einem Heißluftballon – ein spektakulärer Beweis für Vincis Weitsicht.

Der mechanische Löwe: Eine Hommage an den französischen König

Für den Einzug von König Franz I. in Lyon entwarf Leonardo einen mechanischen Löwen, der in der Lage war, einige Schritte zu gehen und sich dann zu öffnen, um Blumen freizugeben. Diese Geste symbolisierte Frieden und Wohlstand – Themen, die dem alternden Meister besonders am Herzen lagen.

Letzte Jahre in Frankreich: Leonardo am Schloss Clos Lucé

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Ab 1516 verbrachte Leonardo da Vinci seine letzten Lebensjahre im Schloss Clos Lucé, nur wenige Schritte vom königlichen Hof von Amboise entfernt. Auf Einladung des französischen Königs Franz I. entwickelte Leonardo bis zu seinem Tod zahlreiche visionäre Projekte – von futuristischen Stadtentwürfen bis hin zu technischen Innovationen.

Seine ungebrochene Schaffenskraft spiegelt sich in den Notizbüchern und Skizzen dieser späten Jahre wider. Leonardo starb am 2. Mai 1519 in seinem Zimmer in Clos Lucé. Er wurde – gemäß seinem Wunsch – in der Nähe beigesetzt, vermutlich in der Kirche des Schlosses Amboise. Heute erinnert die kleine Kapelle Saint-Hubert im Schlosspark an den großen Meister: Hier befindet sich eine Grabstätte, die traditionell als Leonardos letzte Ruhestätte gilt, wenngleich wissenschaftliche Beweise dafür bislang nicht abschließend erbracht wurden.

Von Redaktion

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