Der Fernwanderweg Grande Randonnée 5

Sie ist eine der spektakulärsten und schönsten Fernwanderrouten Europas und vermutlich sogar der ganzen Welt: die Grande Randonnée 5, kurz GR 5, die auf ihrem 2080 Kilometer langen Weg von der Nordsee bis zum Mittelmeer durch die Niederlande, Belgien, Luxemburg, die Schweiz und vor allen Dingen durch Frankreich führt. Etwa dreieinhalb Monate braucht ein durchschnittlich schneller Wanderer für diese 2080 Kilometer, die nach Nordwesten sogar noch erweiterungsfähig sind: Die GR 5 ist Teil des in Schottland beginnenden Europäischen Fernwanderwegs E 2.

Lange An- und Abstiege

Da der Fernwanderweg GR 5 so konzipiert ist, dass er möglichst viele Gebirge durchquert oder zumindest tangiert, sind die zahlreichen langen An- und Abstiege vielleicht sein hervorstechendstes Merkmal. Sie bieten dem Wanderer die Gelegenheit, eine einmalige Vielfalt an Landschaften und Ökosystemen kennenzulernen – von Wiesen und Wäldern über subalpine Vegetation bis hin zu Gletschern. Während im Tiefland pulsierende Städte und zahllose Dörfer seinen Weg säumen, kann er in den höher gelegenen Regionen Ruhe und Abgeschiedenheit genießen.

Start in den Niederlanden

Start ist in Hoek van Hollaand beziehungsweise in Bergen op Zoom in den Niederlanden. Nach dem Überqueren der niederländisch-belgischen Grenze verläuft die GR 5 durch Flandern wieder in die Niederlande zurück und wendet sich bei Maastricht in Richtung Süden. Der nun folgende, 225 Kilometer lange Abschnitt durchquert die im wallonischen Teil Belgiens gelegenen Ardennen. Danach geht es, teilweise an der Mosel entlang, durch das Großherzogtum Luxemburg, bevor der französische Teil der GR 5 beginnt.

Die Route der GR 5 in Frankreich

1. Etappe: Von Mondorff (Moselle) nach Bayonville-sur-Mad (Meurthe-et-Moselle)

Von Mondorff an der luxemburgisch-französischen Grenze aus geht es über Dudelange, Fontoy, Rosselange, Bronvaux, Vigneulles, Chazelles, Ars-sur-Moselle und Gorze nach Bayonville-sur-Mad. Sehenswert sind auf dieser Etappe unter anderem die römischen Aquädukte in Ars-sur-Moselle und Gorze sowie das Schloss von Remonvaux in Bayonville-sur-Mad.

Länge: 125 Kilometer

2. Etappe: Von Bayonville-sur-Mad (Meurthe-et-Moselle) nach Dieuze (Moselle)

Die Route verläuft von Bayonville-sur-Mad über Montauville, Rogerville, Custines, Amance, Salonnes et Blanche-Église nach Dieuze. Einen Besuch wert sind der zum Gedenken der Opferder Weltkriege errichtete Militärfriedhof „Cimetière du Pétant“ in Montauville und die als „Monument historique“ klassifizierte Kirche Saint-Jean-Baptiste in Amance.

Länge: 125 Kilometer

3. Etappe: Von Dieuze (Moselle) nach Andlau (Bas-Rhin)

Via Fribourg, Diane-Chapelle, Landrange, Abreschviller, den Col du Donon, Schirmeck, Le Hohwald und Barr führt die GR 5 von Dieuze nach Andlau. Ein Höhepunkt dieser Etappe ist der traumhaft schön gelegene Pass Col du Donon in den Nordvogesen.

Länge: 138 Kilometer

4. Etappe: Von Andlau (Bas-Rhin) nach Thann (Haut-Rhin)

Von Andlau aus geht es über Bernstein, L’Ortenbourg (Burg Ortenberg), Châtenois, das Château du Haut-Koenigsbourg, Thannenkirch, Ribeauvillé, Aubure, Le Bonhomme, den Lac Blanc, den Col de la Schlucht, Mittlach, Markstein, den Grand Ballon (Großer Belchen) und die Bergkuppe Molkenrain bis nach Thann. Während für Naturliebhaber vor allem der Grand Ballon als mit 1424 Metern höchster Berg der Vogesen und der Pass Col de la Schlucht interessant sind, lohnt für Kulturinteressierte ein Abstecher zum gotischen Münster von Thann oder zur Wallfahrtskirche Notre-Dame-de-Dusenberg westlich von Ribeauvillé.

Länge: 138 Kilometer

5. Etappe: Von Thann (Haut-Rhin) nach Soulce-Cernay (Doubs)

Weiter verläuft die GR 5 über Giromagny, Les Malpateys, Salbert, Châlonvillars, Brevilliers, Châtenois-les-Forges, Nommay, Dasle, Abbevillers, Villars-lès-Blamont, Journal und St. Hippolyte nach Soulce-Cernay. Einen Besuch wert ist unter anderem das Bergwerkmuseum in Giromagny mit seinen Exponaten vom 15. bis 19. Jahrhundert.

Länge: 123 Kilometer

6. Etappe: Von Soulce-Cernay (Doubs) nach Montperreux (Doubs)

Stationen dieser Etappe sind Courtefontaine, Briquez, Goumois, La Goule, Le Refrain. Le Châtelot, Villers-le-Lac, Le Gardot, le Grand-Mont und La Cluse-et-Mijoux. Das Château de Joux bei La Cluse-et-Mijoux zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Franche-Comté. Für Naturliebhaber lohnt sich ein Abstecher zu den Seen Lac de Chaillexon und Lac de Saint-Point.

Länge: 122 Kilometer

7. Etappe: Von Montperreux (Doubs) nach Thonon-les-Bains (Haute Savoie)

Nachdem er über Malbuisson, Métabief, Mouthe, Chapelle-des-Bois, Les Rousses sowie die in der Schweiz gelegenen Orte Saint-Cergue, Trélex und Nyon bis zum Genfer See vorgedrungen ist, setzt der Wanderer wahlweise nach Thonon-les-Bains oder Saint-Gingolph in der Schweiz über. Sehenswert: das Schloss Ripaille in Thonon-les-Bains.

Länge: 120 Kilometer

8. Etappe: Von Thonon-les-Bains (Haute Savoie) nach Les Houches (Haute Savoie)

Jetzt beginnt der mit Sicherheit bekannteste und wohl auch beeindruckendste Teil der Grande Randonnée 5: die Grande Traversée des Alpes. Auf dem ersten Abschnitt bis Les Houchessäumen die Stationen Armoy, Bioge, Bois du Mont, Lac de la Case, Lac de Bise, La Chapelle-d’Abondance, Lac Vert, Chaux-Plain, La Pierre, Les Allamands, Samoëns, Hauterive, Lac d’Antème und Le Laouchet den Weg. Hier zählen Berge, Schluchten, Wälder und andere Naturschönheiten wie der Pass Col des Aravis mit seinem atemberaubenden Ausblick auf den Montblanc zu den größten Attraktionen.

Länge: 127 Kilometer

9. Etappe: Von Les Houches (Haute Savoie) nach Bessans (Savoie)

Über Bionassay, La Villette, Les Hoches, Les Contamines-Montjoie, den Col de la Croix du Bonhomme, den Lac de Roselend, Forand, Valezan, Montorlin, Le Moulin, Beaupraz, den Lac de laPlagne, den Col du Palet, Tignes, Val-d’Isère und Céma geht es nach Bessans. Höhepunkte dieser Etappe sind die Talsperre am Lac de Roselend im Beaufortin-Massiv bei Albertville, der Abschnitt, der durch den Nationalpark Vanoise führt, sowie die Skisportorte Tignes und Val-d’Isère.

Länge: 119 Kilometer

10. Etappe: Von Bessans (Savoie) nach Montgenèvre (Hautes Alpes)

Entlang dieser Hochgebirgsstrecke kommt man duch Le Collet, Fontaniou, Plan du Lac, L’Arpont, Montafia, Plan-Sec, L’Orgère, Modane, Les Herbiers, Les Granges de la Vallée Étroite, Roubion und Plampinet. Die Schönheit und Vielfalt der Flora und Fauna mit Adlern, Murmeltieren, Gämsen und Hirschen begeistert den Wanderer.

Länge: 121 Kilometer

11. Etappe: Von Montgenèvre (Hautes Alpes) nach Saint-Dalmas-le-Selvage (Alpes Maritimes)

Über Briançon, Arvieux,Ceillac, La Barge, Saint Antoine, Fouillouse, Larche, den Lac du Lauzanier und das Camp des Fourches geht es nach Saint-Dalmas-le-Selvage. Eine der Naturschönheiten ist hier der Lac de Lauzanier im Herzen des Mercantour-Argentera-Gebirgsmassivs.

Länge: 111 Kilometer

12. Etappe: Von Saint-Dalmas-le-Selvage (Alpes Maritimes) nach Nizza (Alpes Maritimes)

Die letzte Etappe führt von Saint-Dalmas-le-Selvage aus über Saint-Étienne-de-Tinée, Auron, Roya, le Plan, Le Planet, Saint Dalmas, Utelle, La Madone, Saint Bernard, Campo Plan, LaPrairie und La Fontaine-Sainte bis zum Endziel in Nizza. Besonders schön ist der Abschnitt durch den Nationalpark Mercantour.

Länge: 123 Kilometer

Alternativroute für den letzten Teilabschnitt: Die GR 52

Viele Wanderer bevorzugen für den letzten Teilabschnitt bis zur Côte d‘Azur die Variante über die Grande Randonnée 52. Dieser Fernwanderweg beginnt in St. Dalmas de Valdeblore in denSeealpen und endet in Menton nahe Monaco. Nachteil: Wer die GR 52 wählt, fügt der Gesamtstrecke 40 weitere Kilometer hinzu. Vorteil: Die GR 52 führt unter anderem durch die besonders schöne, menschenleere Landschaft des Vallée des Merveilles im Nationalpark Mercantour. Außerdem ist die Route hier fast bis zum Schluss naturbelassen. Bei der GR 5 läuft man vor der Ankunft am Mittelmeer dagegen etliche Kilometer auf Asphalt, da sie durch die Banlieue von Nizza führt.

Saison

Während die anderen Streckenabschnitte ganzjährig begehbar sind, beschränkt sich die Saison bei der Grande Traversée des Alpes auf die Monate Juli bis Oktober. Doch Vorsicht: Schnee kann es hier sogar im Juli geben.

Beschilderung

Der Streckenverlauf ist an den rot-weißen Schildern der Organisation „Fédération française de Randonnée Pédestre“ zu erkennen. Teilweise kommen lokale Beschilderungen hinzu.

Wanderkarten

Meistens ist die Ausschilderung so gut, dass man nicht auf eine Karte angewiesen ist. Allerdings kreuzen manchmal Wege, die ebenfalls mit der rot-weißen Markierung versehen sind. Dann braucht man eine Karte, um nicht den falschen Weg einzuschlagen. Optimal sind die Top-25-Karten des Institut géographique national (IGN), die das Gelände im Maßstab 1 : 25.000 abbilden.

Der französische Wanderverband (Externer Link) bietet auf seiner Webseite auch Topo-Guides für die einzelnen Streckenabschnitte an.

Verpflegung

Auch auf der Grande Traversée des Alpes kommt man spätestens alle drei Tage an Ortschaften vorbei, in denen es Lebensmittel zu kaufen gibt. Da man auf dem südlichen Teil Richtung Mittelmeer mit großer Trockenheit rechnen muss, sollte man jede Gelegenheit nutzen, um seine Wasservorräte aufzufüllen.

Schwierigkeitsgrad

Logischerweise steigt der Schwierigkeitsgrad auf den Gebirgsabschnitten, besonders auf der Grande Traversée des Alpes. Hier sind pro Etappe im Durchschnitt 1000 Meter, zum Teil auch bis zu 1450 Meter Höhenunterschied zu bewältigen. Eine gute körperliche Kondition ist deshalb Voraussetzung.

Ausrüstung

Feste Wanderschuhe sind auf der gesamten Strecke ein Muss. Auf der Grande Traversée des Alpes werden im Frühjahr auf einigen Teiletappen zudem Leichtsteigeisen empfohlen. Vor allem auf den Gebirgsetappen haben viele Wanderer gute Erfahrungen mit dem sogenannten Drei-Schichten-System gemacht: Die erste, innere Schicht dient dazu, den Schweiß nach außen abzuleiten. Dazu eignet sich zum Beispiel ein T-Shirt aus Synthetikfaser oder Merinowolle. Die zweite Schicht, beispielsweise ein Woll- oder Fleecepullover, soll vor allem warm halten. Die dritte, äußerste Schicht schließlich muss von außen wasserundurchlässig sein, denn sie soll vor Regen und Schnee schützen, andererseits aber den Schweiß von innen ableiten. Dazu bieten die Hersteller Jacken aus unterschiedlichen Materialien an. Je nach aktueller Witterung werden die drei Schichten dann miteinander kombiniert.

Unterkünfte

Grundsätzlich stehen entlang der GR 5 genügend Unterkünfte für jeden Geldbeutel zur Verfügung. In den Gebirgsabschnitten gilt es jedoch einige Besonderheiten zu beachten. So ist es weder in den Vogesen noch im Juragebirge oder in den Alpen möglich, durchgängig auf Campingplätzen zu übernachten. Zelten in der freien Natur ist dagegen fast überall erlaubt, solange das Zelt nur über Nacht steht. Eine Ausnahme ist die Kernzone des Nationalparks Vanoise, wo jegliches Zelten verboten ist. Außerdem wichtig zu wissen: Während es im Juragebirge keine Berghütten gibt, nimmt ihre Zahl auf der Grande Traversée des Alpes stark zu. Im Gegenzug dazu nimmt die Zahl der Hotels ab.