Sam Stourdzé und die Sprache der Ausstellung

"Die Fotografie hat viel zu sagen über die Welt um uns herum." Seit 20 Jahren konzipiert Sam Stourdzé Ausstellungen, entwirft Szenografien und Szenarien für die Fotografie und natürlich für die Öffentlichkeit. Seit zwei Jahren ist er der Leiter der „Rencontres d’Arles“– ein bedeutendes Festival, das in Kürze sein 50-jähriges Bestehen feiert!

Meine Geschichte

"Mit 20 Jahren fiel mir ein Buch des Schweizer Fotografen Robert Frank „Les Américains“ von 1958 in die Hände. Fotografie erschien mir von da an wie eine Selbstverständlichkeit. Sehr schnell hatte ich den Wunsch, Kurator zu werden und selbst in Aktion zu treten. Also stürzte ich mich in das Abenteuer und bot meine Projekte Institutionen an. So war ich 12 Jahre lang als unabhängiger Kurator tätig und habe insbesondere an einer Ausstellung mit dem Titel „Das Glasklischee von Corot bis Man Ray“ gearbeitet. Dabei handelt es sich um eine interessante Technik zwischen Fotografie und Gravur, die von den Surrealisten wiederverwendet wurde. Ich war Schüler an der Académie de France in Rom – wahrscheinlich meine schönsten Jahre! Dort habe ich die Beziehung zwischen der Fotografie und dem Kino untersucht, am Beispiel von Chaplin oder Fellini (La grande Parade im Jeu de Paume, 2011). Eine Ausstellung zu konzipieren bedeutet, eine visuelle Sprache, eine räumliche Sprache zu entwickeln. Als man mir 2010 die Leitung des Elysée-Fotomuseums in Lausanne anbot, war dies für mich die Gelegenheit, eine Linie, eine umfassende Vision umzusetzen und auch anderen die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken. Es geht darum, ein Ökosystem zu entwickeln aber gleichzeitig auch in der Lage zu sein, das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. Nur wenige Orte hätten mich dazu veranlassen können, Lausanne zu verlassen ... und dann kam das Angebot von Arles*!“*

Les Rencontres d’Arles: Fotografie auf Stadtebene

"Die Rencontres d’Arles kenne ich sehr gut. Seit 20 Jahren bin ich Besucher und habe dort auch als Mitwirkender Projekte auf die Beine gestellt.“ Das 1970 gegründete und jährlich stattfindende Fotofestival Les rencontres d’Arles ging aus dem Zusammenschluss des Fotografen Lucien Clergue, dem Schriftsteller Michel Tournier und dem Historiker Jean-Maurice Rouquette hervor. Die Ausstellungen internationaler, etablierter und aufstrebender Künstler treffen in der ganzen Stadt auf Publikum, das bei dieser Gelegenheit auch ungewöhnliche Orte entdeckt. Nachdem sich meine Arbeit bislang auf Gebäude beschränkte, ermöglicht mir das Festival, eine ganze Stadt zu nutzen: 20 Ausstellungsorte auf 25.000 m², das ist schon eine große Nummer! Seit knapp 50 Jahren folgten berühmte Direktoren und Kuratoren aufeinander und große Namen in der Welt der Fotografie präsentierten hier ihre Werke (Sebastião Salgado, Raymond Depardon, Pierre et Gilles, Robert Doisneau, Cindy Sherman, Peter Lindbergh, JR, Richard Avedon, Nan Goldin, Roni Horn, Martin Parr, Robert Mapplethorpe, Hiroshi Sugimoto, Stéphane Couturier, Charles Freger, Daido Moriyamau.v.m). *„Als ich 2014 hier ankam, habe ich zunächst einen großen Respekt davor verspürt, was hier bereits geleistet wurde: Energie, Dynamik und ein Anflug von Impertinenz. Es geht nicht darum, etwas neu zu erfinden, sondern auf ein funktionierendes Abenteuer aufzubauen und behutsam zu versuchen, noch ein Stück weiter zu gehen!“***

Die DNA der Rencontres d'Arles: Verbreiten und Vermitteln

Die Rencontres d’Arles in drei Worten

"Team - Publikum - Künstler - in beliebiger Reihenfolge: Eines funktioniert nicht ohne das Andere! Meine Aufgabe besteht sowohl darin, einer Kunstszene gerecht zu werden, als auch darin, die Rolle eines Mediators zwischen den Künstlern und dem Publikum einzunehmen."

Meine Region

Ihre Region in drei Worten? "Sonne, Farben, Begegnungen"
Die Atmosphäre in der Stadt während dieser Zeit?
"Ausgelassenheit, Feiern und Fotografie!"
Ein Geruch?
"Blühender Jasmin im Frühling"
Ein Geräusch?
"Das der zwei Möwen auf dem Turm des 15. Jahrhunderts, das mich jeden Morgen weckt. Besser als ein Hahn ..."
Ein Geschmack?
"Tapenade mit einem schönen Glas Rotwein"
Eine Aussicht?
"Von der Terrasse der Fondation Van Gogh über die Dächer von Arles. Die Dächer von Arles sind ein Wunderwerk. Sie sind so schön, dass die Chinesen sie kopiert und in ihren Städten nachgebildet haben!"

Meine Adressen

Ein Restaurant? "Chez Rabanel." (7, rue des Carmes, 13200 Arles, +33 4 90 91 07 69)
Ein Bistro? "Le galoubet" (8 Rue du Dr Fanton, 13200 Arles,+33 4 90 93 18 11)
Um ein Gläschen zu trinken? "Der schönste Ort während des Sommers: Le Ground Control, direkt neben dem Bahnhof. Ein kurzlebiger Ort im ehemaligen Industriegebiet, vom 4. Juli bis 25. August geöffnet."
Ein kultureller Ort? " Die 40 Ausstellungen bei den Rencontres d'Arles! Aber besichtigen Sie auch das Museum der Antike von Arles, ein magischer Ort."
Shopping-Hinweis? "Chez Arlette. Hat die schönste Auswahl an der ganzen Riviera..." (3, rue de la Liberté, 13200 Arles)
Ein Ort der Entspannung? " Die ganze Stadt lädt zum Spazierengehen ein. Und derjenige, der das Kloster Saint-Trophime entdeckt, wird eine unvergessliche Erinnerung haben."

Arles 

Place de la République, 13200 Arles