Interview mit Johanna Huda - Tipps für Ihren Aufenthalt im Languedoc

Johanna Huda schreibt die Krimireihe um Capitaine Leroux, die im Languedoc, im Süden Frankreichs spielt. Im Interview erhalten wir wertvolle Tipps für diese Ecke unseres Nachbarlandes.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort im Languedoc? Haben Sie einen Geheimtipp?

Mein persönlicher Lieblingsort in dem Département Hérault befindet sich in der Gegend zwischen Méze und Montagnac mitten in den Weinbergen. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosters Valmagne wurden von Peter und Margarete Plück vor über zwanzig Jahren restauriert und als sehr individuelle Ferienanlage eingerichtet. Heute wird es als Château Les Sacristains geführt. Seit 1997 sind wir dort ein- bis zweimal pro Jahr zu Gast und sind nach wie vor von dem gesamten Ambiente begeistert. Alle separat zugänglichen Ferienwohnungen sind individuell und sehr geschmackvoll gestaltet. Im Sommer können der großzügig angelegte Pool sowie die umliegenden Rasenflächen zur Erfrischung bzw. zum Relaxen genutzt werden, ein Kinderpool und ein Kinderspielplatz gehören dazu. Ein Tennis- und ein Bouleplatz laden zu sportlichen Aktivitäten ein. Jeweils ab Pfingsten wird das Angebot um ein Restaurant erweitert, das abwechslungsreiche und regionale Küche bietet.

Das Château liegt für uns so zentral, dass wir von hier aus sternförmig Ausflüge unternehmen, in die Großstadt Montpellier, in die beschauliche Stadt Méze, an den Strand, in die Berge. Und wenn wir wollen, spazieren wir von hier aus zur Abbey d‘ Valmagne. Durch Wein- und Gemüsefelder gelangt man nach ungefähr zwei Kilometern zur Abtei. Diese wird inzwischen als Weingut weiter geführt und kann besichtigt werden. Vor der Abteil liegen ein Kräutergarten und ein Weinlehrpfad. Man erfährt nicht nur Wissenswertes über die verschiedenen Weinsorten, sondern kann die unterschiedlichen Beeren im Herbst auch direkt kosten.

Ein weiterer lohnenswerter Spaziergang, den ich sicherlich noch oft wiederholen möchte, liegt auf dem Mont-Saint-Clair in Sète. Man hat von dort eine phantastische Aussicht über den Ètang du Thau und das Mittelmeer. Ein Rundgang gewährt immer neue Ausblicke.

Was sollte man im Longuedoc machen/erleben/sehen, um sich wie ein Einheimischer zu fühlen?

Um sich als Einheimischer zu fühlen, empfehle ich einen Besuch der heimischen Märkte in Mèze, Sète und Pézenas. Dort erwartet den Besucher ein vielfältiges Angebot an frischen Lebensmitteln, zum Beispiel Honig in Bio-Qualität, junge Artischocken, Wurstwaren, besondere Pilze (z. B. Pied-de-Mouton), Oliven, Trockenfrüchte ….

Fische der Region kauft man am besten in den Markthallen, die täglich vormittags geöffnet sind. Hier kann man die Spezialitäten auch direkt verkosten.

Den Marktbummel kann man mit einem Besuch der jeweiligen Marktcafés abschließen. In Sète laden gleich mehrere Cafès zum Verweilen ein.

Ihr regionales Lieblingsrestaurant oder ein Lieblingsgericht?

Ein ganz besonderes Essenserlebnis findet man in der Domaine de Creyssels. Sie liegt völlig versteckt in einem großen Weinbaugebiet in Mèze zwischen Feldern und Wäldchen. Man findet sie nur mit dem Navigationssystem. Die Restauration ist nur an Samstagabenden und am Sonntagmittag geöffnet. Der alte Bauernhof aus dem 16. Jahrhundert wurde von Henri und Josiane Benau gekauft und renoviert und wird von ihrer Tochter Julie Benau bewirtschaftet. Die Atmosphäre im Speisesaal, wo das Fleisch am offenen Kamin auf dem Spieß zubereitet wird, ist familiär und zwanglos. Die deftigen Gerichte munden vorzüglich.
(Adresse: Julie Benau, Route de Marseillan, 34140 Méze, Tel. 0467438082)

Sehr freundlich ist der Service im Le Tabou in Méze. Von dem Restaurant aus lässt sich das Treiben rund um den Segler-Hafen gut beobachten. Die Küche bietet besonders frische Muscheln und Austern zu einem fairen Preis an. Man sieht im Le Tabou auch viele einheimische Gäste, (keine Touristenfalle).

Im Übrigen lasse ich mich vorzugsweise von meinem Mann bekochen, der es liebt, die regionalen Produkte zu schmackhaften Gerichten zu verarbeiten.

Ihr Lieblingsspaziergang in der Region?

Besucher dieser Region sollten sich auf keinen Fall das Eintauchen in die Zeit von Louis XIV und Molière entgehen lassen. In der historischen Altstadt von Pézenas weht ein Hauch dieser Zeit. In vielen kleinen Boutiquen und Ateliers findet man nicht alltägliche, zum Teil handgefertigte Schätze. Sehr viele alte, individuelle Türen reizen mich immer wieder zum Fotografieren.

Empfehlen möchte ich auch einen Besuch des Cirque de Mouréze. Er wird in der Literatur als ein Kalksteinfelsenmeer mit gigantischen Formen beschrieben. Man kann in dem 300 Hektoar großen „Parc des Courtinals“ hervorragend wandern und die bizarren Formen der Felsen bestaunen

Anders als deutsche Zoos bietet der Parc Zoologique Henri de Lunaret in Montpellier mit einer Größe von 80 Hektar ein sehr weiträumiges, natürliches Gelände, in dem über 10 Kilometer Wanderwege angelegt sind. Die Tiere haben recht große Areale, in denen sie sich bewegen können. Der Zoo liegt etwas außerhalb des Zentrums. Der Eintritt ist kostenlos. Hier kann man gut und gerne einen ganzen Tag verbringen.

Ein Ort bei schlechtem Wetter

Bei schlechtem Wetter bietet sich ein Besuch mit Führung und anschließender Verkostung der Maison Noilly Prat in Marseillan an. Hier wird der berühmte Wermut, den alle Feinschmecker schätzen, hergestellt. Die Führung ist sehr kurzweilig und bietet Infos zu der Geschichte, den Ingredienzien und dem Produktionsprozess. Hier werden alle Sinne gefordert: hören, sehen, fühlen, riechen, schmecken.

Eine weitere Möglichkeit, schlechtes Wetter zu nutzen, ist ein Besuch der Grotte des Demoiselles, einer Karsthöhle in der Nähe der Stadt Saint-Bauzille-de-Putois. Die Höhle grenzt direkt an den Nationalpark Cevennen. Ihr Eingang befindet sich am Plateau de Thaurac. Ich war tief beeindruckt, von den zahlreichen Stalagmiten und Stalaktiten. Viele Säle und Gänge gruppieren sich um einen großen Freiraum, der auch Cathédrale Souterraine genannt wird. In diesem erinnert ein Stalagmit an die Figur einer Madonna mit dem Jesuskind.

Die Region in fünf Sinnen!

Geruch: Zu Anfang des Jahres der unvergleichliche Duft von Mimosen und im Frühjahr und Sommer der wärmender Duft von Pinien
Geräusch: Meditatives Rauschen der Wellen am Strand von Castellas zwischen Marseillan-Plage und Sète, das Zwitschern der Nachtigall am frühen Morgen
Geschmack: Frische, vollreife Tomaten aus heimischer Produktion, im Sommer die Melonen und generell unglaublich lecker Pied-de-Mouton mit Zwiebeln und Knoblauch geschmort
Aussicht: Die Weite, die Berge, das Meer
Gefühl: Mit den Füßen im Sand und im Wasser bei untergehender Sonne laufen

Was sind Ihre zukünftigen Projekte?

Mein zukünftiges Projekt ist bereits in Arbeit. Zur Zeit entsteht mein fünfter Krimi, der ebenso in dem Département Hérault spielen wird. Die Recherche dafür habe ich vor Ort im April dieses Jahres durchgeführt.

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