Fjordähnliche Buchten, weiße Kalksteinfelsen und türkisblaues Wasser: Der Nationalpark Calanques (frz. Parc national des Calanques) begeistert mit einer der spektakulärsten Küstenlandschaften des Mittelmeers. Nur wenige Kilometer von Marseille entfernt, zieht sich das Massif des Calanques bis zur Hafenstadt Cassis – ein Paradies für Wanderer, Naturfreunde und alle, die dem Alltag entfliehen möchten.
Gegründet im Jahr 2012, ist der Nationalpark Calanques der erste europäische Nationalpark, der Land- und Meeresflächen schützt – und ein gelungenes Beispiel für nachhaltigen Tourismus im Einklang mit sensibler Natur.
Ein einzigartiges Naturschutzgebiet Europas
Das Gebiet der Calanques umfasst rund 87.600 Hektar Landfläche sowie 141.300 Hektar Meer, darunter einige besonders geschützte Kernzonen. Diese doppelte Struktur – Land und Wasser – macht den Nationalpark Calanques so besonders. Während sich auf dem Festland schroffe Täler, aromatische Macchia-Vegetation und karge Höhenzüge erstrecken, finden sich im Meer Seegraswiesen, artenreiche Riffe und tiefe Unterwasserhöhlen.
Gerade wegen dieser Vielfalt wurde der Parc national des Calanques als besonders wertvolles Naturschutzgebiet ausgewiesen – das einzige seiner Art in Europa. Der Zugang zu bestimmten Zonen ist daher streng reglementiert, um die einzigartige Flora und Fauna zu erhalten.

Calanques – was bedeutet das eigentlich auf Deutsch?
Der Begriff „Calanque“ stammt aus dem Provenzalischen und bezeichnet eine schmale, fjordähnliche Bucht mit steilen Felswänden, die sich tief ins Land hineinschneidet. Geologisch betrachtet entstanden die Calanques durch tektonische Hebung und anschließende Erosion – vor allem während der Eiszeiten, als Flusstäler durch den fallenden Meeresspiegel freigelegt und später vom Wasser gefüllt wurden.
Heute bieten diese Buchten spektakuläre Anblicke und perfekte Bedingungen für Wanderungen, Klettertouren, Kajakfahrten oder entspannte Bootsfahrten entlang der Küste zwischen Marseille und Cassis.
Welche ist die schönste Calanque?
Diese Frage wird oft gestellt – und lässt sich schwer pauschal beantworten. Doch einige Calanques gelten als besonders eindrucksvoll:
Calanque d’En-Vau
Die Calanque d'En-Vau gilt als die wohl fotogenste aller Calanques. Zwischen steilen Felswänden liegt eine smaragdgrüne Bucht mit einem schmalen Kiesstrand. Bitte beachten Sie, dass die Calanque d'En-Vau nur zu Fuß oder per Boot erreichbar ist.
Calanque de Port-Miou
Direkt bei Cassis gelegen, ist die Calanque de Port-Miou leicht zugänglich und zugleich der längste Calanque-Kanal der Region. Mit ihrer geschützten Lage, den schaukelnden Segelbooten und dem türkisgrünen Wasser ist sie nicht nur ein besonders malerischer Anblick, sondern auch ein idealer Startpunkt für Wanderungen in das Massif des Calanques. Viele Routen führen von der Calanque de Port-Miou zu benachbarten Buchten wie Port-Pin oder En-Vau.
Calanque de Sugiton
Beliebt bei Familien und Studierenden – in gut 45 Minuten Wanderzeit ab dem Campus Luminy erreichbar.
Calanque de Morgiou
Hier treffen Wanderer auf kleine Fischerhäuschen, kristallklares Wasser und einen Hauch von Geschichte: Einst wurden hier Thunfische gefangen.
Calanque de Sormiou
Die größte Bucht – mit Sandstrand, türkisfarbenem Wasser und spektakulärem Blick. Bei guten Bedingungen mit dem Auto erreichbar.
Wanderwege in den Calanques: Natur hautnah erleben
Bei einem Besuch der Calanques bietet es sich an, für eine Erkundungstour einen der zahlreichen Wanderwege zu wählen. Ein besonders beliebter Weg führt von Port-Miou über Port-Pin zur Calanque d’En-Vau. Diese Route entlang der Küste dauert – je nach Kondition – rund zwei Stunden und zählt zu den schönsten Küstenwanderungen Frankreichs. Unterwegs offenbart sich immer wieder der faszinierende Kontrast zwischen dem weißen Kalkstein, dem satten Grün der Macchia und dem intensiv blauen Wasser.
Tipp: Tragen Sie gutes Schuhwerk, nehmen Sie ausreichend Wasser mit und starten Sie früh am Morgen, vor allem in den wärmeren Monaten.
Zugang zu den Calanques & Schutzmaßnahmen
Um das sensible Ökosystem des Nationalpark Calanque zu schonen, ist der Zugang im Sommer stark reglementiert.
Während der Sommermonate, insbesondere vom 1. Juni bis zum 30. September, kann der Zugang zu bestimmten Bereichen des Parks aufgrund von Waldbrandgefahr eingeschränkt oder gesperrt sein. Um aktuelle Informationen über die Zugänglichkeit zu erhalten, empfiehlt es sich, die Website des Parks zu besuchen oder die offizielle mobile Anwendung „Mes Calanques“ herunterzuladen, die Echtzeit-Updates und Benachrichtigungen bietet.
Der aktuelle Zugang wird täglich auf www.calanques-parcnational.fr (engl.) veröffentlicht.
Besonders geschützt ist die sogenannte "Herzzone" des Parks. Hier sind zahlreiche Aktivitäten wie das Ankern, Jagen oder das Tauchen streng eingeschränkt oder verboten. Trotzdem bleibt der Park ein „offener“ Nationalpark – mit klaren Regeln für nachhaltige Erkundungstouren.
Die Unterwasserwelt – Tauchen & Cosquer-Höhle
Der Nationalpark Calanques ist auch unter Wasser faszinierend. Die Region beherbergt eines der artenreichsten Ökosysteme des westlichen Mittelmeers – mit seltenen Fischarten, Delfinen, Korallenriffen und Schildkröten.
Ein ganz besonderes Highlight ist die Cosquer-Höhle, eine prähistorische Unterwasserhöhle nahe der Calanque de Morgiou. Sie birgt über 500 Höhlenmalereien und Gravuren aus der Steinzeit. Heute kann sie – aufgrund ihrer Lage unter dem Meeresspiegel – nicht mehr direkt besucht werden, doch das Cosquer Méditerranée in Marseille macht die Höhle durch eine realitätsnahe Rekonstruktion erlebbar.
Warum ist das Wasser in den Calanques so kalt?
Auch im Hochsommer kann das Wasser überraschend frisch sein – Grund dafür ist die Thermokline im Mittelmeer sowie das oft durchlässige Gestein, das kaum Wärme speichert. Zudem sorgt die offene Lage für kontinuierliche Wasserbewegung, was die Temperaturen niedrig hält. Ideal für eine erfrischende Abkühlung nach einer Wanderung!
Nachhaltiger Besuch der Calanques & Tipps für Ihre Entdeckungstour
Wenn Sie auf Entdeckungstour durch die Calanques gehen, beachten Sie bitte die offiziellen Wanderkarten und folgen Sie den markierten Wegen. Feuer, Rauchen, das Mitnehmen geschützter Pflanzen oder Tiere und das Verlassen der Pfade ist streng untersagt.
Besonders empfehlenswert:
- Geführte Wanderungen mit Park-Rangern oder zertifizierten Naturführern
- Bootstouren unterschiedlicher Dauer ab Cassis oder Marseille
- Kajak- oder SUP-Touren, um abgelegene Buchten zu erreichen
Weitere Highlights der Region
Wer noch mehr unberührte Natur erleben möchte, kann entlang der benachbarten Côte Bleue wandern oder den spektakulären Cap Canaille bei La Ciotat erklimmen – die höchste Klippe Europas.
Auch ein Ausflug zu den Îles du Frioul oder nach Cassis mit seinem charmanten Altstadthafen lohnt sich – ideal für einen Tagesausflug mit mediterranem Flair.
Weitere Informationen:

Von France.fr
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