Aix-en-Provence: auf den Spuren von Cézanne

ProvenceKultur und Kulturerbe

Bastide du Jas de Bouffan, Aix-en-Provence.
© Michel Fraisset - Aix-en-Provence

Lesezeit: 0 MinVeröffentlicht am 6 November 2019, aktualisiert am 26 Juni 2025

Inspiriert von den Lichtern und Farben des südfranzösischen Midi und fasziniert vom Relief des Sainte-Victoire-Gebirges, verherrlichte Paul Cézanne in seiner Malerei seine Heimat, die Provence. Begleiten Sie uns auf einem Spaziergang durch Aix-en-Provence und dessen umliegenden Landschaften - auf den Spuren des berühmtesten Botschafters dieser Region.

Museum Granet, ein Juwel mit Werken von Cézanne

Im Inneren des Musée Granet in Aix-en-Provence.
© Musée Granet - Im Inneren des Musée Granet in Aix-en-Provence.

In diesem schönen Kulturzentrum mitten im eleganten Mazarin-Viertel werden zehn Werke des Meisters ausgestellt. Hier, im ehemaligen Kunstmuseum, nahm Cezanne Ende der 1850er Jahre Zeichenunterricht. Eine Kopie eines Bildes, das er damals in diesen Mauern als junger Künstler gemalt hatte, eröffnet die örtliche Cézanne-Sammlung. Diese Sammlung umfasst auch ein Porträt von Emile Zola, mit dem Cézanne als Junge am Collège Bourbon befreundet war, dem heutigen Collège Mignet, das sich in derselben Straße befindet. Der spätere berühmte Schriftsteller dankte eines Tages seinem Freund mit einem Korb Äpfel dafür, dass ihn dieser auf dem Schulhof verteidigt hatte.

Saint-Victoire, Berg und ewige Muse

Der Berg Sainte-Victoire in der Nähe von Aix-en-Provence
© Daylight Photo / Adobe Stock - Der Berg Sainte-Victoire in der Nähe von Aix-en-Provence

Cézanne malte immer wieder den Sainte-Victoire, diesen die Landschaft der Provence prägenden Kalksteinberg, den er in jungen Jahren oft mit seinen Freunden Emile Zola und Jean-Baptiste Baille bestiegen hatte. Der Berg ist auf nicht weniger als 44 Ölgemälden und 43 Aquarellen abgebildet! 1989 tobte ein riesiger Waldbrand an der Südseite des Sainte-Victoire, dem die Bewohner von Aix-en-Provence sehr verbunden sind. Obwohl sich dabei Cézannes Lieblingsmotiv quasi in Rauch auflöste, beschleunigte dieses Ereignis gleichzeitig die Anerkennung des Malers in der Region. 1990 organisierte das Granet Museum eine Ausstellung zu Ehren Cézannes und des Sainte-Victoire

Die kraftvolle Bildsprache des Steinbruchs von Bibémus

Der Steinbruch von Bibémus n der Nähe von Aix-en-Provence
© Sophie Spiteri - Der Steinbruch von Bibémus n der Nähe von Aix-en-Provence

Die warmen Ockertöne und markanten Linien des Bibémus-Steinbruchs, versteckt in den Pinienwäldern nahe der Montagne Sainte-Victoire, inspirierten Cézanne zu zahlreichen Werken. Bereits zur Römerzeit wurde hier Gestein für Aqua Sextia abgebaut, im 17. Jahrhundert für das Mazarin-Viertel in Aix-en-Provence. Die besondere Atmosphäre dieses Ortes regt bis heute die Vorstellungskraft an. Cézanne mietete ein kleines Steinhaus auf dem Gelände mit weitem Blick über die umliegenden Berge und die typische Garrigue-Landschaft. 

Der Besuch ist ausschließlich mit einem offiziellen Guide möglich. Entlang eines festgelegten Rundgangs lassen sich Reproduktionen ausgewählter Werke Cézannes entdecken, die genau an den Orten aufgestellt wurden, an denen sie ursprünglich entstanden sind. Der Steinbruch ist Teil des offiziellen Jubiläumsprogramms „Cézanne 2025“ und vermittelt eindrucksvoll das Zusammenspiel von Natur, Licht und Malerei.

Jas de Bouffan, der Familiensitz

Das provenzalische Landhaus Jas de Bouffan in der Nähe von Aix-en-Provence.
© Sophie Spiteri - Das provenzalische Landhaus Jas de Bouffan in der Nähe von Aix-en-Provence.

Das provenzalische Herrenhaus Jas de Bouffan, ehemals am Rand der damaligen Landschaft von Aix-en-Provence gelegen, war über vier Jahrzehnte lang Rückzugsort und Quelle der Inspiration für Paul Cézanne. Bereits ab seinem 20. Lebensjahr entwickelte er hier sein künstlerisches Talent. An den Wänden des großen Salons malte er zwölf Werke, um seinen Vater, einen Bankier, von seiner Berufung zu überzeugen. Drei dieser Wandgemälde befinden sich heute im Musée d’Orsay in Paris.

Auch die Orangerie und die von Kastanien gesäumte Allee, die auf mehreren Gemälden des Künstlers zu sehen sind, verweisen auf die starke Verbindung zwischen Ort und Werk.

Nach umfassender Restaurierung wird Jas de Bouffan pünktlich zur Eröffnung des Kulturprogramms „Cézanne 2025“ im Rahmen geführter Besichtigungen ab Ende Juni 2025 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Gemeinsam mit der Wiedereröffnung des Ateliers in Les Lauves markiert dies den symbolischen Auftakt des Gedenkjahres zu Ehren Cézannes. Besucher erhalten erstmals vertiefte Einblicke in das familiäre Umfeld und die frühen Schaffensjahre des Künstlers an einem authentischen Ort seines Lebens.

Cézannes Atelier, ein bewegendes Heiligtum

Das Atelier von Cézanne in Aix-en-Provence.
© Sophie Spiteri - Das Atelier von Cézanne in Aix-en-Provence.

Von 1902 bis zu seinem Tod 1906 arbeitete Cézanne täglich in diesem lichtdurchfluteten Raum im ersten Stock eines kleinen Hauses, das er sich nach eigenen Plänen auf dem Hügel von Les Lauves nördlich von Aix-en-Provence errichten ließ. Der Anblick seiner persönlichen Gegenstände wie seiner Malbluse, Hut und provenzalische Fayencen, berührt Besucher bis heute. Das Atelier-Museum lädt mit einem erweiterten Kulturprogramm zu Führungen, Lesungen und Sonderausstellungen ein.

Das Atelier wurde umfassend restauriert, und seine Wiedereröffnung Ende Juni 2025 markiert, gemeinsam mit der des frisch renovierten Familienanwesens Jas de Bouffan, den symbolischen Auftakt des Cézanne-Jahres 2025. Besucher können nun auch bislang nicht zugängliche Räume entdecken und anhand neuer Ausstellungstafeln und Originalobjekte eindrucksvoll nachvollziehen, wie Cézanne hier seine letzten Werke schuf. Auch als „Atelier des Lauves“ bekannt, zählt es zu den zentralen Stationen der Kunst- und Erinnerungsroute „Cézanne 2025".

Atelier von Cézanne

Das Terrain des Peintres, ein Ort höchster Kreativität

Das „Terrain des Peintres“ in Aix-en-Provence.
© Sophie Spiteri - Das „Terrain des Peintres“ in Aix-en-Provence.

Versteckt zwischen den Häusern auf dem Hügel der Lauves liegt das Terrain des Peintres (dt. Reich der Maler), ein naturbelassener Ort mit einem außergewöhnlichen Blick auf den Berg Sainte-Victoire. Cézanne benötigte nur 15 Minuten, um von seinem Atelier bis zu diesem Panoramaausblick zu gelangen und vor seinem Lieblingsmotiv seine Staffelei aufzustellen. Neugierigen Besucher und Hobbykünstlern, die heute hierherkommen, um ihre eigenen Bilder zu malen, können auf Tafeln einige der Werke des impressionistischen Malers, die hier entstanden sind, bewundern. Am 15. Oktober 1906, wenige Tage vor seinem Tod, wurde Cézanne auf diesem Hügel von einem Gewitter überrascht, das sein letztes Stelldichein mit seiner Muse, dem Sainte-Victoire unterbrach.

Von Charlotte Cabon

Journalistin