Interview mit Yann Sola - Tipps für Ihren Urlaub in Südwestfrankreich

Yann Sola (Pseudonym) lebt und arbeitet in Deutschland sowie an der Côte Vermeille im Südwesten Frankreichs. Seine Krimireihe spielt ebenfalls hauptsächlich in dieser Region direkt an der Grenze zu Spanien. Lassen wir uns überraschen, welche Geheimtipps er für diese Ecke Frankreichs für uns bereithält.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsort im Südwesten Frankreichs? Haben Sie einen Geheimtipp?

Das ist natürlich „mein Ort“ Banyuls sur Mer. Dort wo meine Bücher rund um den Hobbydetektiv Perez entstehen und spielen. Die meisten Besucher der Côte Vermeille zieht es sicher nach Collioure, aber auch für Port-Vendres sollte man sich ein wenig Zeit nehmen und vor allem den Leuchtturm am Hafeneingang besuchen. Überhaupt ist die gesamte Region noch immer ein Geheimtipp am Mittelmeer. Deutlich weniger überlaufen als viele andere Gebiete. Und dabei so vielseitig wie keine andere. Es ist das kurze Stück, wo die Pyrenäen direkt bis ans Meer reichen. Kaum länger als 30 Kilometer und voller landschaftlicher Reize.

Was sollten Besucher, die zum ersten Mal in Banyuls sind, auf jeden Fall sehen / unternehmen?

Einen Spaziergang durch die alten Viertel. Dafür muss man gut zu Fuß sein, denn der Hügel, auf dem Banyuls erbaut wurde, ist ziemlich steil. Ein Gewirr aus Treppen und herrlichen kleinen Gärten, in der Sonne räkelnder Katzen und immer wieder atemberaubenden Ausblicken aufs glitzernde Meer. Glauben sie also nicht, Banyuls wäre dort, wo die Hauptstraße und der zentrale Platz sind.

Was sollte man in Banyuls machen/erleben/sehen, um sich wie ein Einheimischer zu fühlen?

Nicht frühstücken, höchstens einen kleinen Kaffee im Café des Platanes (aber bitte Innen, nicht auf der Terrasse bei den Touristen). Kein Sonnenbad nehmen und niemals in kaltes Wasser springen. Die meisten Einheimischen gehen nicht im Meer baden. Mein Romanheld Perez natürlich auch nicht. Nun müssen Sie für sich selbst entscheiden, ob sie sein wollen wie die Einheimischen, oder lieber einen unbeschwerten Badeurlaub genießen wollen.

Ihr regionales Lieblingsrestaurant oder ein Lieblingsgericht?

In Banyuls auf jeden Fall das Xadic del Mar. Es ist so etwas wie das Vorbild für Perez’ Restaurant Conill amb Cargols. Es ist sehr klein und bietet nur wenige Gerichte. Richtig gekocht wird dort nicht. Eigentlich kann man es nicht erklären, man muss dort sitzen oder z.B. meinen neuen Roman Johannisfeuer lesen, will man die Seele dieses Kleinods verstehen. Will man richtig gut essen, sollte man nach Argelès fahren und dort im alten Dorf das Restaurant La Bartavelle aufsuchen. Eine schönen Gruß von mir an beiden Stellen...

Ihr Lieblingsspaziergang in der Region?

Der Küstenwanderweg (Sentier Littoral) von Port-Vendres nach Banyuls. Einen schöneren Weg zu finden, sollte auf dieser Erde nahezu unmöglich sein. Und nahezu jede Bergwanderung von Banyuls aus. Man dreht sich weg vom Meer und blickt auf die Berge. Ein Auto zum Startpunkt braucht man nicht, einfach loslaufen. Wieder und wieder wird man mit fantastischen Blicken über die spektakuläre Küste und das unendliche blaue Meer belohnt. Berge muss man natürlich ebenso mögen wie das Meer, wenn man hierher reist.

Die Region in fünf Sinnen!

Hören: wenn an einem ruhigen, windstillen Tag am frühen Morgen die Optimistenschule rausfährt und der Lehrer den kleinen in ihren Minisegelbooten die Anweisungen zuruft. Die Kinder es mit einem Kichern beantworten und sich das alles übers Meer überträgt, dann geht einem das Herz auf. Man meint die Stille dadurch besser hören zu können.

Riechen: Es sind zwei Dinge, die mir da einfallen. Zum einen der Geruch, wenn man an von der Sonne gedörrten Gewürzsträuchern vorbeiwandert, oder an einem Pinienwald vorbeigeht. Und dann natürlich die jodhaltige Meerluft.

Schmecken: Das ist natürlich die Kategorie für alle Perez Bände. Schließlich ist mein Held das, was man einen verfressenen Menschen nennt. Er liebt es zu essen, nichts kann ihm den Appetit verderben. Und hier in Catalunya del norte, im nördlichen Katalonien, ist es die immer und überall glühende Plancha. Eine mit Gas beheizte Metallplatte. Darauf wird Gemüse ebenso gedünstet, wie Fische gebraten werden oder Fleischstücke ihr Röstaroma erhalten.

Sehen: Da gibt es nur eins: der Horizont. Wie schön das ist, die Schnittstelle zwischen Himmel und Erde immer vor Augen zu haben, wie beruhigend. In meinem Fall wird beim Blick aus dem Fenster der Horizont zur linken vom mächtigen Cap Béar begrenzt mit dem gleichnamigen Leuchtturm. Und durch dieses nicht unwichtige Detail gewinnt der Horizont nochmal an Bedeutung. Der Blick ist reine Meditation.

Tasten: ganz ehrlich, die schwierigste Rubrik. Vielleicht sind es die von der Brandung rundgewaschenen Kiesel am Strand von Banyuls. Denn hier gibt es keine Sandstrände, nur mehr oder weniger feine Steinstrände. Aber das ist ohnehin viel schöner.

Was sind Ihre zukünftigen Projekte?

Ich arbeite eigentlich immer. Schreibe ich an einem Buch, habe ich das nächste bereits im Kopf. Bisher gehen mir die Ideen nicht aus, möge es so bleiben. Gerade arbeite ich an einem Roman, der nichts mit der Côte Vermeille zu tun hat. Er spielt vielmehr weit weg, auf den Galapagos Inseln. Aber auch da ist wieder ein Meer und Horizonte und Berge ...
Auch für den nächsten Perez habe ich schon sehr konkrete Pläne.

Ein Ort bei schlechtem Wetter

Was soll das sein, schlechtes Wetter. In Banyuls ist das vielleicht der Tramontane, der kalte Wind von den Bergen. Der kann Menschen verrückt machen. Wollen sie mehr davon wissen, fangen sie einfach mit „Tödlicher Tramontane“ an. Okay, wenn es einmal regnet, dann besuchen sie unbedingt das Aquarium von Banyuls. Es zeigt die einzigartige Unterwasserflora und –Fauna des Meeres rund um Banyuls.

Banyuls