Michel Troisgros

Mann mit Blick in die Zukunft

In Roanne, nur 45 Autominuten von Lyon entfernt, empfängt Sie seit drei Generationen die Familie Troisgros zum Essen. Nachdem er zehn Jahre lang in der ganzen Welt gelernt und Erfahrungen gesammelt hatte, kamen Michel Troisgros und seine Frau Marie-Pierre 1983 in die Heimat zurück und übernahmen 1998 die Leitung des Restaurants. In seiner Küche kombiniert der Chef auf wunderbare Weise regionale Produkte mit modernen Geschmacksrichtungen.

Was hat Sie dazu motiviert, Koch zu werden?

Mein Großvater hat unser Restaurant 1930 gegründet. Danach haben es mein Vater und mein Onkel weitergeführt, 1968 wurde ihnen der dritte Michelin-Stern verliehen. Diesen Faden habe ich ganz einfach aufgenommen – genauso, wie es jetzt meine Söhne machen.

Welche Philosophie verfolgen Sie mit Ihrer Kochkunst?

Um es mit einem einzigen Wort zu sagen: die Einfachheit. Schon mein Großvater hat sie zum Grundsatz seiner Küche erhoben. Das bedeutet aber nicht, dass das Spontane keinen Platz hätte – das Überraschende, das ich mit Hilfe von im Grunde eher nebensächlichen Aspekten wie der Säure des Essigs, der Zitrusfrüchte oder der Milch hervorbringe.

Was sind Ihre Spezialitäten?

Sehr gefragt ist das berühmte Lachssteak mit Sauerampfer, das Gericht schlechthin aus dem Hause Troisgros. Meine persönlichen Leib- und Magengerichte sind vor allem saisonale Gerichte – im Frühjahr insbesondere Georgspilze im Dickmilchmantel.

Wo nehmen Sie Ihre Inspiration her?

Meine Reisen, besonders nach Japan, haben mich sehr inspiriert. Und von der mütterlichen Seite meiner Familie her bin ich auch in der Tradition der italienischen Küche verwurzelt.

Welche Rolle spielt die Tradition in Ihrer Kochkunst?

Im Alltag pflege ich die Tradition mit unseren Gästen, die seit vielen Jahren zu uns kommen. Aber ich wehre mich dagegen, angesichts dieser Tradition träge zu werden. Ich konzentriere meine Kraft vor allen Dingen darauf, ständig in Bewegung zu bleiben und das Haus Troisgros weiterzuentwickeln.

Welches kulinarische Erzeugnis würden Sie jemandem nahelegen, der zum ersten Mal nach Frankreich kommt?

Das Fleisch des Charolais-Rindes. Dank seines saftigen Geschmacks und seiner Zartheit hat dieses Fleisch zu Recht einen guten Ruf.

Was würden Sie einem Touristen raten, der in Frankreich als Feinschmecker auf seine Kosten kommen möchte?

Ich würde ihm raten, auf den Markt zu gehen. Dort wird er die besten lokalen Erzeuger finden und kann, von der Terrasse eines Cafés aus, in das Leben vor Ort eintauchen.

Erzählen Sie uns von Ihrer Heimatregion!

Die Gegend um Roanne ist eine schöne Gegend – noch weitgehend heil, weil wenig bekannt. Meine Kunden lieben die Vielfalt dieser Gegend. Hier können sie die malerischen Dörfer der Loire-Schluchten entdecken, in den Wäldern der Berge von Forez wandern oder die romanischen Kirchen des Brionnais bewundern.

Roanne