Dijon mit dem Rollstuhl erleben

Lust auf einen Städtetrip mit jeder Menge kulinarischer Genussmomente gepaart mit etwas Kunst und vielen architektonischen Highlights? Dann auf nach Dijon. Die Hauptstadt des Burgunds ist überall auf der Welt für den gleichnamigen Senf bekannt, zudem ist die Gegend berühmt für ihre Weinregion. Es gibt aber noch mehr zu entdecken. Da ich einen Rollstuhl zur Fortbewegung nutze, haben wir während unseres Aufenthaltes ein ganz besonderes Augenmerk auf Barrierefreiheit gelegt.

Bequeme An- und Abreise mit dem Zug

Der Hochgeschwindigkeitszug TGV INOUI ist mit einer zuggebundenen Einstiegshilfe ausgestattet. Die innenliegende Treppe im Zugeingang ist quasi ein Plattformlift (Externer Link) , der sich per Knopfdruck vom Zugpersonal hoch- und runterfahren lässt, damit man mit Rollstuhl ebenerdig einsteigen kann und auch auf die untere Ebene eines Zugabteils gelangt. Der Ticketkauf bei der SNCF funktioniert nur zusammen mit einer Sitzplatzreservierung. Den Service zur Unterstützung beim Einsteigen solltet ihr vor Abfahrt auf sncf.com anmelden. In unserem Abteil gab es zwei Rollstuhlstellplätze und eine behindertengerechte Toilette. Der Bahnhof Dijon-Ville liegt sehr zentral, man erreicht das Stadtzentrum von hier aus fußläufig.

Dijon mit einer Gourmet-Stadtführung erkunden

Um einen ersten Eindruck von Dijon zu bekommen, haben wir uns zuerst einer Stadtführung durch die historische Altstadt angeschlossen. Als Startpunkt haben wir den Jardin Darcy gewählt, woraufhin man kurz danach durch das imposante Port Guillaume Richtung Altstadt weitergeht. Wir kommen unterwegs an vielen historischen Gebäuden, der Cathedrale Saint-Bénigne de Dijon oder dem Grand Theatre, vorbei. Wer bei einem Stadtrundgang aufmerksam auf den Boden sieht, entdeckt kleine Eulen, die mithilfe eines Pfeils in die Richtung der Wahrzeichen der Stadt zeigen. Wer gerne mehr Erläuterungen zu den Sehenswürdigkeiten wünscht, kann im Tourismusbüro die passende Broschüre zu den “Owl Trails” mit detaillierten Informationen erwerben. Da wir die Gourmet-Version der Stadtführung gewählt haben, hatten wir unterwegs das Vergnügen, einige Spezialitäten der Region zu probieren: u.a. Creme de Cassis, Senf in allen möglichen Variationen und Lebkuchen. Nach der Verkostung vieler kleiner Köstlichkeiten ging es zur Notre-Dame von Dijon und vor dem Herzogspalast am Place de la Libération kamen wir schließlich zum Ende unserer Führung.

Genusserlebnisse im Burgund

Der perfekte Ort für ein Mittagessen. Wir haben dazu das Café Gourmand ausgewählt, das eine wirklich tolle Lage direkt auf dem beeindruckenden Place de la Libération hat. Auf der sonnigen Terrasse mit Blick auf den sprudelnden Brunnen haben wir für unsere Reisetruppe ein Plätzchen gefunden. Unsere französischen Freunde haben zur Vorspeise für alle Schnecken bestellt. Eine Spezialität in Frankreich habe ich mir sagen lassen, weshalb ich sie gerne probiert habe, mich anschließend aber für Reis mit Curry-Gemüse entschieden habe. Das Café ist ebenerdig zugänglich und mit einer rollstuhlgerechten Toilette ausgestattet.

Nächster Stopp: La Soucre des Vins. Auf die Weinprobe habe ich mich besonders gefreut. Aufgewachsen in einem großen Weinbaugebiet mit der Gartentür direkt vor den Weinreben, wurde mir die Liebe zu Weintrauben quasi in die Wiege gelegt. In der kleinen Weinhandlung in der Rue Michelet durften wir 3 Weinsorten und den dazu passenden Käse probieren. Die Auswahl war unglaublich lecker und die Erzählungen zum Wein aus dem Burgund für uns ausgesprochen lehrreich. Die kleine, aber feine Weinprobe fand im Gewölbekeller des Weingeschäfts statt. Mit einem Aufzug gelangt man in das Kellergeschoss, nachdem man am Ladeneingang lediglich eine Stufe überwinden muss.

Zum Abendessen gehen wir ins Château Bourgogne. Kein Schloss, wie man vermuten könnte, dafür ein stilvolles Restaurant im Mercure Hotel Dijon Centre Clemenceau. Sowohl zum Lunch als auch zum Dinner kann man hier Speisen à la Carte oder im Menü auswählen. Burrata, Gazpacho und gegrillter Fisch war das Menü unserer Wahl, die Speisen waren allesamt sehr schmackhaft. Die Räume und die Terrasse des Restaurants sind barrierefrei zugänglich und mit einer rollstuhlgerechten Toilette ausgestattet.

Kulturschätze entdecken

In Dijon kommen auch Kunstliebhaber auf ihre Kosten. Das Musée des Beaux-Arts ist in einem Flügel des Palastes der Herzöge untergebracht. Das faszinierende, gut erhaltene historische Denkmal besteht aus mehreren Gebäudekomplexen aus dem 14., 15. und 18. Jahrhundert. Für eine Besichtigung haben wir uns auf den Teil des Palastes beschränkt, in dem eines der ältesten Museen von Frankreich beheimatet ist. Wir haben uns gegen eine geführte Tour entschieden und uns selbst entlang der Kunstobjekte im Musée des Beaux-Arts treiben lassen. Dank mehrerer Aufzüge und einem Plattformlift gelangt man mit Rollstuhl in alle Ausstellungsräume, die Kunst aus dem 17. – 20. Jahrhundert ausstellen. Neben den Malerei-Kunstwerken und einigen französischen Skulpturen, ist sicherlich ein Highlight der Gardensaal, in dem das Grabmal Philipps dem II. zu sehen ist.

Unweit vom Palast der Herzöge findet man den belebten Place du Théâtre, der von vielen Bars und Restaurants umgeben ist. Mittendrin die Brasserie de Loges, in der euch typische Spezialitäten aus dem Burgund serviert werden. Wir nehmen auf der Terrasse Platz mit Blick auf die Saint Stephen's Church of Dijon. Zum Abendessen wähle ich aus dem “Menu de Bourguignon” zur Vorspeise: Yin Yang d’Œufs Pochés, also pochierte Eier an zweierlei Sauce und Gougère farcie façon Pôchouse als Hauptgang. Gougère sind Windbeutel, die hier mit frischem Fisch gefüllt waren.

Einen ganz wichtigen Ort für Genießer habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben: die Cité Internationale de la Gastronomie et du vin. Wie der Name schon verrät, dreht sich alles um die Gastronomie und den Wein. Auf dem ehemaligen Krankenhausgelände mit 4500qm² öffnet die Präsentationsstätte 2022 erstmals ihre Türen. Die “Stadt der Gastronomie”, ein Komplex aus mehreren Gebäuden besteht u.a. aus einer Einkaufsmeile mit mehreren Lebensmittelgeschäften, einem Multiplex-Kino, der “la chapelle Sainte-Croix de Jérusalem”, zwei Restaurants und der “Cave de la Cite”, in der bis zu 3000 Weine probiert werden können. Für die Weinprobe stehen Ausschankautomaten zur Verfügung. Mittels Knopfdruck wird der Tropfen deiner Wahl in ein Probierglas entlassen. Im Untergeschoss werden die ganz besonderen Weine aufbewahrt, nämlich Grand Crus (= große Gewächse) aus bekannten Weingütern der Region.
Neben den kleinen wechselnden Ausstellungen und Ateliers, die man hier besuchen kann, rate ich euch zu einem Mittagessen bei “Comptoir de la Cité”. Auf Empfehlung meiner Tischnachbarn wähle ich ein typisch burgundisches Gericht: Poulet a la Gaston Gerard. Die Hauptzutat der Sauce ist, wie soll es anders auch sein, Dijon-Senf. Einfach köstlich!
Auf dem Rückweg von der Cité International zum Hotel sind wir durch den Botanischen Garten gelaufen. Dieses schöne grüne Fleckchen von Dijon trägt den Namen Arquebuse Botanical Garden. Das Herzstück dieses botanischen Gartens: das farbenfrohe Rosenbeet. 300 verschiedene (Wild-)Arten blühen hier direkt nebeneinander und versprühen einen liebenswürdigen Duft bei einem Spaziergang durch die Kieswege.

Zentrale Übernachtungsmöglichkeit um pefekt die Stadt zu besichtigen

Für unseren Städtetrip nach Dijon haben wir als Unterkunft ein Hotel gewählt, das sich unweit vom Stadtzentrum und praktischerweise direkt in Bahnhofsnähe befindet. Im Oceania Le Jura haben wir ein rollstuhlgerechtes Doppelzimmer im 2. Obergeschoss gebucht, das wir ebenerdig über einen Aufzug erreichen. Unser Bad mit einer schwellenlosen Dusche und Hocker wäre mit ein wenig mehr Platz für Wendemanöver ideal gewesen. Als Rollstuhlnutzer braucht man einfach etwas mehr Bewegungsfreiheit zum Umsteigen. An der Toilette war lediglich ein Haltegriff angebracht, so wie fast überall in Dijon bei rollstuhlfreundlichen Toiletten. Zum Umsetzen wäre es für mich ideal, wenn an beiden Seiten Haltegriffe angebracht sind. Besonders gut gefallen hat mir der grüne Innenhof des Hotels und auch die Ausstattung mit einem Schwimmbecken und Whirlpool (ohne Einstiegshilfe). Das Frühstück wird in Form eines Buffets angeboten.

Auf einem Kurztrip durch die charmante Stadt in Burgund warten noch weitere Sehenswürdigkeiten auf euch. Dijon hat für uns die perfekte Größe für einen Städtetrip, und noch mehr Spezialitäten zu bieten, als französischen Tafelsenf.

Dijon